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Neuraltherapie und Regulationsforschung

Die Neuraltherapie ist eine Form der Regulationstherapie mit dem Ziel gestörte funktionelle Systeme im Organismus zu normalisieren. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Ausschaltung so genannter Störfelder die auf chronisch belastende Faktoren zurückgeführt werden. Solche Störfelder können überall im Organismus entstehen. Typische Beispiele für Regionen bzw. Organe in denen Störfelder entstehen können, sind die Tonsillen, Nebenhöhlen, der Mund-Kiefer-Bereich, die Prostata, die weiblichen Geschlechtsorgane sowie Narben jeglicher Art. Von den Störfeldern gehen Dauerreize aus, die an verschiedenen Körperstellen negative Auswirkungen wie z.B. Erkrankungen und Schmerzen hervorrufen können. Bei der Ausbreitung der Dauerreize spielen das vegetative Nervensystem und das so genannte Grundsystem eine Rolle, darunter wird die alle Zellen umgebende Flüssigkeit verstanden.
Für die Ausschaltung der Störfelder werden Injektionen mit geringen Mengen von Lokalanaesthetika und mit unterschiedlichen Techniken verabreicht. Beispiele dafür sind die Lokaltherapie, die segmentale Therapie, intravenöse Applikation des Lokalanaesthetikums, die Störfeldtherapie etc.
Das Ziel der neuraltherapeutischen Behandlung ist die schädigende Wirkung des Störfelds auszuschalten und dadurch die Regulationsfähigkeit des Organismus wiederherzustellen. Die Normalisierung oder Verbesserung gestörter Regulationsvorgänge ermöglicht dann die Ausheilung einer krankhaften Störung.

Geschichte:
Schon vor mehr als hundert Jahren haben Head und Mackenzie auf den Zusammenhang zwischen Organschmerzen und schmerzhaften Zonen an der entsprechenden Körperoberfläche, sowie Muskeln und Knochen hingewiesen (Dermatom, Myotom, Sklerotom).
Die Neuraltherapie ist untrennbar mit dem Namen Ferdinand Huneke (1891 -1966) verbunden, der diese Technik in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts entwickelte.
Der Zufall stand Pate: Huneke hatte 1925 seiner migränekranken Schwester irrtümlich ein procainhaltiges Rheumamittel intravenös (!) gespritzt und konnte so ihren Migräneanfall kupieren. Durch weitere Nachbehandlungen heilte er sie mit Dauerwirkung.
Der nächste Meilenstein gelang 1940 mit der Entdeckung des Störfeldes, als Huneke erkannte, daß die Schulterschmerzen eines Patienten von einer Osteomyelitisnarbe am Unterschenkel, dem „Herd“, herrührten, nachdem aufgrund einer Behandlung der Narbe mit Lokalanaesthetika die Beschwerden schlagartig verschwanden (Entdeckung des „Sekunden phänomens“).
Hinweise, daß Lokalanästhetika neben ihrer anästhetischen Wirkung auch positiven Einfluß auf die Wundheilung haben, wurden schon um die Jahrhundertwende berichtet, doch gerieten diese Arbeiten in Vergessenheit. Erst durch Walter Huneke wurde diese Technik weiterentwickelt und breit angewendet.
Peter Dosch hat in seinen Arbeiten verstärkt auf die Aktivierung von Selbstheilungsmechanismen durch die Wirkung über das neurovegetative System hingewiesen.

Den Schritt von der Statik zur Dynamik hat Otto Bergsmann mit der Veranschaulichung der Regulationsprinzipien bewirkt, nämlich, daß durch die Vernetzung der verschiedenen Systemstrukturen von jedem Geschehen gleichzeitig alle Ebenen und Strukturen des gesamten Systems in unterschiedlicher Weise angesprochen werden. Außerdem hat Bergsmann durch die präzise Darstellung der reflektorischen Krankheitszeichen neue Wege des therapeutischen Zugangs ermöglicht.

Nicht zuletzt bruht die Theorie der Neuraltherpaie auch auf den Arbeiten von Alfrd Pischinger, der das alle Zellen umgebende Flüssigkeitsmilieu (Grundsystem) als wesentlichen Informationsträger erkannt hat. Die Vereinigung dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse hat zu einem ganzheitlichen Diagnose- und Therapieansatz geführt.

Kurzbeschreibung der Methode:
In der Praxis ist die Kombination verschiedener Injektionstechniken die Regel.

Man unterscheidet dabei:
- Lokaltherapie (Injektion an den Locus dolendi)
- Segmentale Therapie
- Neurale Techniken Nervenstämme und Ganglien
- Intravenöse Applikation des Anästhetikums
- Techniken an Substraten des Bewegungsapparates
- Störfeldtherapie


Indikationen

Das Hauptgebiet der Neuraltherapie ist die Behandlung chronischer Schmerzzustände. Neuraltherapeutische Techniken können auch zur Unterstützung der medikamentösen Behandlungen eingesetzt werden.

Alle vegetativ-nerval oder somatisch-nerval bedingten funktionellen Beschwerdebilder.
Bei rein funktionellen Störungen primär ohne weitere Zusatzmedikation.
Bei Vorliegen von strukturellen-anatomischen krankhaften  Veränderungen als       wirkungsverstärkende zusätzliche Behandlung.
Bei chronischen Leidenszuständen als wirkungsverstärkende zusätzliche Behandlung, dabei kommt es nicht selten zu einem entscheidenden therapeutischen  Durchbruch durch Störfeldtherapie


Kontraindikationen der Neuraltherapie
- AV Block II und III und andere Überleitungsstörungen
- Bradykardie, Herzmuskelschwäche III-IV
- Überempfindlichkeit gegenüber Procain und Lidocain (sehr selten)
- Myasthenia gravis

Grenzen der Neuraltherapie
- Genetisch bedingte Erkrankungen
- Psychogene Erkrankungen
- Systemerkrankungen
- Irreversible Schäden

Symptome, die durch pathomorphologische Veränderungen entstanden sind (z.B. degenerative oder Abnützungserkrankungen am bewegunsgapparat), können nur symptomatisch behandelt werden; in diesen Fällen ist aber oft zumindest eine Reduzierung der Schmerzmedikation möglich.

Weitere Informationen zu
"Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten"
sind auf der Seite der Österreichischen Medizinischen Gesellschaft für Neuraltherapie und Regulationsforschung
ersichtlich.


Literaturliste, Evidenz

Neuraltherapie gesamt 

Anzahl der Publikationen lt. pubmed

Neuraltherapie  

107.378

Neuraltherapie Procain 

138

Neuraltherapie und Schmerz

8046

Huneke Neuraltherapie

51.983

Neuraltherapie medizinische Indikationen

649

Neuraltherapie evidence based 

3033