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AKUPUNKTUR

Bei der Methode der Akupunktur werden spezielle Nadeln in Stellen an der Haut gestochen, die als Akupunkturpunkte bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um Stellen entlang dem Meridiansystem wobei angenommen wird, dass durch eine Stimulierung der Fluss von Qi beeinflusst und eine Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Yin und Yang erzielt wird. Die Stellen an denen die Akupunkturnadeln gesetzt werden hängen von der jeweiligen Diagnose ab. Die Akupunkturnadeln verbleiben ca. 15 – 30 Minuten an der Stichstelle. Die Behandlung wird in Abhängigkeit von der Diagnose in einem jeweils mehrtätigen Abstand wiederholt.
Bei der Akupunktur existieren verschiedene Arten und Variationen. So wird z.B. in Abhängigkeit von der Lokalisation der Durchführung zwischen Körperakupunktur, Schädelakupunktur, koreanische Handakupunktur und Ohrakupunktur unterschieden. Darüber hinaus wird die Akupunktur auch in unterschiedlichen Variationen und Kombinationen mit anderen Techniken durchgeführt. Beispiele dafür sind die Elektroakupunktur, die Verwendung von Ultraschall, Laserstrahlen oder Hitze anstelle von Nadeln.

 

GESCHICHTE

Die ersten Pioniere der Akupunktur wurden in Österreich in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts tätig. Diese Ärzte, im besonderen J. Bischko und Feucht, hatten diese Form der Medizin über die Werke des Deutschen Bachmann und des Franzosen de la Fuye kennengelernt. Im Jahre 1954 wurde die erste Gesellschaft für Akupunktur gegründet und schon bald darauf in Wien die ersten Akupunkturkurse abgehalten. Diese Gesellschaft wurde dann 1956 in die Societé International d'Acupuncture, Paris aufgenommen und ein regelmäßiger Lehrbetrieb begann.

Im Jahre 1958 wurde an der Wiener Poliklinik ein Ambulanzbetrieb aufgenommen, der seit dem Jahre 1989 im Kaiserin-Eisabeth-Spital bis heute fortgeführt wird.

Die Einflüsse der europäischen Form der Akupunktur aus Frankreich und die Abgeschlossenheit der Volksrepublik China nach dem 2. Weltkrieg führten hier in Österreich unter der Leitung von Bischko zur "Wiener Schule der Akupunktur", die dem traditionell chinesischen Gedankengut nicht so große Bedeutung beimaß. Erst nach der Öffnung Chinas in den 70er Jahren und der Möglichkeit zum Studium der Akupunktur in China selbst, verstärkte sich das Bewusstsein, daß der medizinphilosophische Hintergrund eine wertvolle Bereicherung für die Akupunktur darstellt. Aus dieser Überlegung heraus wurde unter Mitwirkung von I. Wancura und G. König die Österreichische Wissenschaftliche Ärztegesellschaft für Akupunktur gegründet.

Durch überzeugende Therapieerfolge und unter dem Druck der Öffentlichkeit wurde im Jahr 1986 vom Obersten Sanitätsrat die Akupunktur als eine Heilmethode für einige Indikationen (chronische Schmerzzustände, Migräne, Cervicalsyndrom, degenerative Arthrosen...) anerkannt.

Seit dem Jahr 1991 wurden nun die Kursinhalte beider Gesellschaften angeglichen und ein genau definierter Ausbildungsinhalt festgelegt.

1994 enstand eine dritte Gesellschaft, die Österreichische Gesellschaft für kontrollierte Akupunktur.

Die Lokalisation der Punkte ist in der TCM seit Jahrhunderten unverändert. Durch Erforschung des Akupunkturpunktes hoffte man ein morphologisches Substrat des Akupunkturpunktes zu finden (Kellner). Es gelang, den Akupunkturpunkt als "elektrisch vorzüglichen Punkt" zu identifizieren, der einen deutlich veränderten Hautleitwert aufweist. Den Arbeiten von Heine (Witten/Herdecke) ist zu entnehmen, dass sich im Bereich des Akupunkturpunktes eine Fascienlücke mit dem Durchtritt eines "Nerv-, Gefäß- und Bindegewebsbündels" findet.

Neben der klassischen Körperakupunktur haben sich in den letzten Jahrzehnten Sonderformen der Akupunktur entwickelt, dazu gehört die in Frankreich von P. Nogier entwickelte Form der Ohrakupunktur (Auriculotherapie), die auch in China an einigen Hochschulen Eingang gefunden hat, sowie die Mundakupunktur nach J. Gleditsch und die Schädelakupunktur nach dem Japaner T. Yamamoto. Andere Sonderformen der Akupunktur wie die koreanische Handakupunktur, die Nasen-, Gesichts- und Augenakupunktur sind weit weniger verbreitet.

Für die Sonderformen der Akupunktur mittels Laser und EAV siehe die entsprechenden Kapitel Lasermedizin bzw. Elektromedizin.

KURZBESCHREIBUNG DER METHODE

WIRKUNGSWEISE DER AKUPUNKTUR

  • Nervös-reflektorisch: Impulse, die man bei einer Akupunkturbehandlung setzt, wirken auf verschiedenen Ebenen des Zentralnervensystems und bewirken eine veränderte Schmerzverarbeitung bzw. Schmerzwahrnehmung.
  • Humoral-endokrin: Man konnte nachweisen, dass vermehrt Substanzen freigesetzt werden, die schmerzlindernd, psychisch regulierend, aber auch abwehrsteigernd wirken (z.B. Endorphin, ACTH etc.)
  • Durchblutungsfördernd.
  • Effekte auf die Muskulatur: Die Akupunktur bewirkt eine Entspannung der Muskulatur, und zwar nicht nur am Ort des Nadelstiches, sondern auch weit entfernt davon im "Zielgebiet" des Punkte.
  • Immunmodulierend: Die körpereigene Abwehrkraft wird verbessert und gestärkt.


ANWENDUNGSFORMEN DER AKUPUNKTUR (evt. nur punktweise aufzählen)

In der Praxis kommen verschiedene Formen der Akupunktur zur Anwendung:

  • Körperakupunktur: Dünne Nadeln werden in genau definierte Punkte am Körper gestochen, mit dem Ziel, den Körper in ein dynamisches Gleichgewicht zu bringen.
  • Akupunktur an Somatotopien: Eine Somatotopie ist eine Zone am Körper, auf der sich der ganze Körper reflektiert (embryologisch erklärbar). Sie wird zur Regulation von Störungen an dem Körperareal, das sie widerspiegelt eingesetzt.
  • Ohrakupunktur
  • Schädelakupunktur nach Yamamoto
  • Mundakupunktur
  • Handakupunktur
  • Pharmapunktur: Mit einer dünnen Kanüle wird in den Akupunkturpunkt eine geringe Menge eines Pharmakons (z. B. Lokalanästhetikum, Vitamine oder Homöopathika) injiziert.
  • Dauernadeln: Bei Dauernadeln handelt es sich um ca. 2 mm lange Nadeln, die in Akupunkturpunkte im Ohr eingestochen, mit einem Pflaster fixiert und mehrere Tage belassen werden. Dadurch erreicht man eine länger anhaltende Wirkung bei akuten und chronischen Störungen.
  • Lasertherapie: Statt der Nadeln kann auch ein Lasergerät eingesetzt werden. Bei Kindern stellt diese Methode die Therapie der Wahl dar. Wegen seiner durchblutungsfördernden Wirkung wird der Laser auch zur Flächenbestrahlung z.B. bei Neurodermitis oder Ulcus cruris eingesetzt.
  • Elektrostimulation: Eine eingestochene Akupunkturnadel wird mit Hilfe einer Klemme mit einem Stimulationsgerät verbunden und mit einem minimalen elektrischen Strom gereizt (z.B. bei Lähmungen oder Schmerzen).
  • Transkutane Nervenstimulation ( ENS): Flache Oberflächenelektroden mit einem Durchmesser von 1-2cm werden auf Akupunkturpunkte geklebt und elektrisch stimuliert.
  • Moxibustion: Mit Hilfe von Moxazigarren, die aus getrockneten Beifußkraut bestehen, können gewisse Punkte zusätzlich mit Wärme gereizt werden (z. B. bei Yang-Leere-Zuständen = Energiemangel).
  • Schröpfkopftherapie: Glaskugeln mit einer kleinen Öffnung werden durch Feuer von innen erwärmt und mit einer raschen Bewegung auf die Haut aufgesetzt. Der Unterdruck, der bei der Abkühlung entsteht, fixiert die Kugel an die Haut.
  • Akupressur und Traditionelle Chinesische Massage: Reizung der Akupunkturpunkte durch spezielle Druck- und Massagetechniken.


Indikationen
Unabhängig davon sind in der Fachliteratur viele Belge der Wirksamkeit der Akupunktur vorhanden. Angesichts der Tatsache, dass es bei der Akupunktur nicht um eine differenzierte therapeutische Methode in Bezug auf bestimmte Krankheiten handelt, sondern um eine Verbesserung des gesamten Energieflusses im Organismus, erscheint die große Zahl an Indikationen gerechtfertigt. Die nachfolgende Liste gibt eine Liste der von der WHO anerkannten Erkrankungen als Indikationen für die Akupunktur wieder.

  • Akute Nebenhöhlenentzündung
  • Akute Nasenschleimhautentzündung
  • Allgemeine Erkältungskrankheiten
  • Akute Mandelentzündung
  • Bronchial- und Lungenerkrankungen
  • Akute Bronchitis
  • Lungenasthma
  • Augenerkrankungen
  • Akute Bindehautentzündung
  • Zentrale Netzhauterkrankung
  • Kurzsichtigkeit bei Kindern
  • Linsentrübung ohne Komplikationen
  • Erkrankungen der Mundhöhle
  • Zahnschmerzen
  • Schmerzen nach Zahnextraktion
  • Zahnfleischentzündung
  • Akute und chronische Rachenentzündung
  • Magen- und Darmerkrankungen
  • Krämpfe der Speiseröhre und des Magens
  • Schluckauf
  • Akute und chronische Magenschleimhautentzündung
  • Übersäuerung des Magens
  • Chronisches Zwölffingerdarmgeschwür
  • Magensenkung (Gastroptose)
  • Akute und chronische Dickdarmerkrankungen
  • Akute bakterielle Magen- und Darmerkrankungen ( "Magen - Darm - Grippe" )
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Darmlähmung (paralytischer Ileus)
  • Neurologische Erkrankungen
  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz)
  • Gesichtsnervenlähmung
  • Lähmung nach Schlaganfall
  • Periphere Nervenstörungen
  • Folgen nach Kinderlähmung
  • Morbus Menière
  • Neurogene Blasenstörung
  • Nächtliches Einnässen
  • Rheumatoide Arthritis
  • Orthopädische Erkrankungen
  • Kopfschmerzen
  • Rippenschmerzen (Interkostalneuralgie)
  • Schulter-Arm-Syndrom
  • Entzündung der Schultergelenkskapsel
  • Tennisellbogen
  • Ischialgie
  • Lumbalgie
  • LWS-Syndrom
  • HWS-Syndrom
  • Postdiscotomiesyndrom

 

www.akupunktur.at

(Quelle: tlw. Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Akupunktur)

2006 von Dr. Monika Steinmaßl-Wirrer, korr. 2012 M. Richart, Update 2024 Dr. Gerhard Hubmann

 

Literaturliste, Evidenz
Akupunktur/Anzahl Publikationen lt. pubmed    

Akupunktur insgesamt 

41.603

Acupuncture pain

11.344

Acupuncture evidence based 

2613